Ich bin am Ende meines Mexikoaufenthalts
angekommen. Ich habe keine weiteren Organe verloren. Der Käfer ist verkauft und
meine Reisetasche zerfällt angesichts der Strapazen der vielen Busfahrten und
Flüge quer durch das Land nach und nach in ihre Einzelteile. Es ist also an der
Zeit, die Dinge Revue passieren zu lassen.
Dabei ist in den letzten drei Monaten so viel
passiert, dass es mir zu Beginn dieses Eintrags nahezu unmöglich erscheint,
alles niederzuschreiben. Ich hoffe ich halte bis zum Ende durch und ihr
ebenfalls.
Nachdem wir von unserer USA-Reise zurückgekehrt
waren, ging es am folgenden Wochenende zum ersten Mal nach Mexiko-Stadt. Mein
Käfer erledigte seine Aufgabe gut und brachte zwei Freunde und mich sicher in
die 20-Millionen Metropole. Allein das Überfahren oder vielmehr Überfliegen
einer der in ganz Mexiko viel zu oft vorkommenden und leider manchmal nur
schwer zu erkennenden "speed-bumps" (Geschwindigkeitshügel ??) mit 80
km/h stellte den Käfer auf eine harte erste Probe. Aber der Volkswagen zeigte
vorerst keine erkennbaren Ermüdungserscheinungen.
Tags darauf ließ uns unsere Freundin Anja, die in
Mexiko-Stadt für 6 Monate studierte, zumindest ein wenig die Ausmaße der Stadt
erahnen und zeigte uns die wichtigsten Orte: Die im sumpfigen Erdboden der
Hauptstadt versinkende Kathedrale, das ebenfalls langsam abtauchende und aus
viel Marmor bestehende Kunstmuseum, das Haus von Frida Kahlo und die
Universität, deren Campus so groß ist, dass Busse zwischen den Hörsälen
verkehren.
Es folgte der eigentliche Grund unserer Reise:
ein zweitägiges Musikfestival. Die Erinnerungen sind dünn aber die Fotos
sprechen für sich:
Auf der Rückfahrt gab es leider gleich zwei
Rückschläge: Zuerst wurden wir von der Polizei angehalten. Unter der Androhung,
uns mit auf das Revier zu nehmen, zahlten wir ein viel zu hohes Bestechungsgeld
von 80 €, damit wir unsere Fahrt schnellstmöglich fortsetzen konnten. Durch den
ungeplanten Aufenthalt waren wir leider ein wenig in Zeitnot geraten, da am
Nachmittag noch eine Vorlesung in der Uni anstand. Um die verlorengegangene
Zeit wieder gut zu machen, heizten wir dem Käfer ordentlich ein. Wie sich dann
leider am nächsten Tag herausstellte, verdampfte dabei nahezu das gesamte
Motoröl. Das fand der Käfer gar nicht lustig und äußerte seinen Unmut darüber
fortan durch ein klapperndes Motorengeräusch. Jederzeit konnte es nun zu einem
Kolbenfresser kommen (ich habe dann erfahren, dass man auf Autobahnen einfach
mit offener Motorklappe fährt, um so den Käfermotor besser zu kühlen…).
Es vergingen seit Langem zwei ruhige Wochen ohne
Reisen und somit auch mal wieder ein Wochenende in Guadalajara. An meiner Uni
stand die zweite Prüfungsphase an. Die erste hatte ich ja im Krankenhaus
verbringen müssen. Die Prüfung in meinem einzigen Fach lief ein wenig anders
als aus Deutschland gewohnt ab. Studenten stellten ständig Fragen (und was für
welche: Wie viele Nullen hat eine Million? Wie rechne ich mit Prozent?) und der
Professor schrieb aus Gnade, Mitleid oder wohl auch leider aus Gewohnheit die
zwei eigentlich zu wissenden und sehr einfachen Formeln an die Tafel. In der
gleichen Woche wurde ein Bericht veröffentlicht, demnach unsere Universität die
Beste Südamerikas sein sollte.
Während des letzten Oktoberwochenendes ging es
nach Guanajuato, ein sogenanntes „Pueblo Magico“, magisches Dorf. Guanajuato
ist ein altes Bergwerksdorf mit vielen kleinen und bunt angemalten Häusern, die
über mehrere Hügel verstreut stehen. In Erinnerung ist vor allem das
Straßentunnelsystem geblieben, welches sich netzförmig unter der Stadt
befindet. Einmal hineingefahren, kommt man meist nicht am ersehnten Ort hinaus.
Nach einigen Irrfahrten konnten wir dann aber unser Hostel finden. Zur der Zeit
fand ein Kulturfestival statt, die Straßen waren überfüllt mit Menschen und die
Stimmung sehr heiter.
Gunajuato |
Am ersten Novemberwochenende ging es auf Grund
der jüngsten Erfahrungen mit meinem Käfer per Mietwagen auf Reisen: nach
Morelia. In Mexiko wird zu dieser Zeit der Tag der Toten gefeiert. In Morelia
und Umgebung sollten die pompösesten Zelebrationen stattfinden. Zum ersten Mal
machte uns dabei die aktuelle Sicherheitslage Sorgen. Im Bundesstaat Michoacan,
in dem die Stadt Morelia liegt, hatten schon seit längerem die Bürger selbst zu
den Waffen gegriffen, um sich angesichts der korrupten Polizei gegen die immer
stärker werdenden Drogenkartelle zu
verteidigen. Wenige Tage vor unserer Anreise eskalierte dann die Lage. Die
Armee rückte in den Bundesstaat ein und versuchte der Selbstjustiz Herr zu
werden. Bürgerkriegsähnliche Zustände brachen aus. Es standen sich nun drei
Parteien, die Bürger, die Drogenkartelle und die Polizei mit Unterstützung der
Armee gegenüber.
Unsere Reise stand damals aber zum Glück unter
einem guten Stern und wir haben von der Gewalt nichts mitbekommen (wir hatten
uns natürlich vorher bei Einheimischen erkundigt und man versicherte uns, dass
während des Festwochenendes nichts passieren würde). Vielmehr blieben die
Zeremonien rund um den Feiertag in Erinnerung. Die Mexikaner glauben, dass die
Seelen der Toten am 1. November für eine Nacht zur Erde zurückkehren. Ganze
(mexikanische!) Familien versammeln sich auf Friedhöfen um die Gräber ihrer
Verwandten. Es wird das Leben gefeiert, das Grab herausgeputzt, mit orangenen Blüten,
Früchten und Blumen geschmückt. Die ganze Nacht hindurch halten die Familien
Wache und wir mitten drin. Noch am Freitagabend haben wir mehrere Friedhöfe
besucht und sind nachts um 1 Uhr mit einem Boot auf eine nahegelegene Friedhofsinsel
gefahren, auf der an diesen Tagen Hochbetrieb herrschte.
Am folgenden Wochenende gab es dann das
Kontrastprogramm: Sonne, Strand und Meer in einem ehemals kleinen Fischerdorf
an der Pazifikküste. Inklusive: Katamaranfahrt zu einem der „100 places you
must see before you die“, Suche nach einem einsamen Strand und Begegnung mit einem
Südafrikaner, der, wie wir zum Glück unversehrt feststellten, sein Haus mit auf
die Löwenjagd in Afrika abgerichteten Hunden beschützt und einer Einladung auf
ein von Kanadiern gemietetes Haus, welche die Hochzeit einer ihrer Freunde
feierten. Alles in allem sehr entspannt, hätte man in unserem zuvor
reservierten Hostel nicht für die erste Nacht einfach unser Zimmer anderweitig vermietet.
Aber sonst wäre Mexiko ja auch nicht Mexiko.
Sayulita |
Die letzte Reise im November wurde von einen der
vielen „Studentenorganisationen“ geleitet, die in regelmäßigen Abständen zu
Parties und Reisen durch das ganze Land einluden. Leider war dies ein großer
Fehler. Alina, meine Freundin aus Schwedin, bekam schon während der Hinfahrt
große Bauchschmerzen, die das ganze Wochenende anhielten. Und auch sonst war
die Reise eine große Organisationskatastrophe. Busse kamen zu spät, Busfahrer
wussten nicht wo sie hinfahren sollten, da sich die Busse verfuhren, musste auf
dies und jenes in Ermangelung von Zeit verzichtet werden. Als wir in großen
Gruppen einen Flusslauf hinabstiegen inklusive mehrerer Sprünge von
Wasserfällen, ließ man uns viel zu lange in kaltem Wasser warten, andere wurden
von der reißenden Strömung mitgerissen und nur dank beherzten Eingreifens
Mitreisender und einer Portion Glück wieder an die Wasseroberfläche gebracht.
Zur Krönung dauerte die Rückfahrt fast 19 Stunden.
Frau beim Taco-Kneten |
Kleines Mädchen am Straßenrand |
Mündung von 3 Wasserfällen |
Nach diesem Wochenende hatten wir deutlich genug
von solchen Reisen und Alina und ich begonnen eine sechswöchige Voyage durch
ganz Mexiko zu planen. Doch bevor es losgingen sollte, galt es sich von der Uni
zu verabschieden, den Käfer zu verkaufen und auszuziehen.
Den Verkauf des Autos hatte ich mir allerdings
leichter vorgestellt. Aber weder an den Fenstern angebrachte Hinweise noch der
Besuch eines riesigen Automarkts (auf dem uns sehr nette Mexikaner zeigten, wie
man das Auto auf Hochglanz polierte und den Reifen mit Öl zu einer glänzenden
Schwärze verhalf) konnten einen konkreten Käufer hervorbringen. Viele
interessierten sich für ihn (den er sah ja auch wirklich toll aus und die
Motorprobleme verschwieg ich zunächst), aber keiner wollte ihn kaufen. Dann
stellte sich auch noch heraus, dass die Nummernschilder nicht mehr angemeldet
waren. Obwohl ich beim Kauf extra einen Mexikaner dabei hatte, stimmten die
Papiere nicht. Zu meiner Überraschung ließ sich dies jedoch gegen eine Gebühr
von 120 € innerhalb eines Tages erledigen. So fand sich denn auch ein Käufer.
Ein junger Mann, der, um ein besseres Haus zu kaufen, ein billiges Auto
brauchte. Ich kam ihm mit dem Preis sehr entgegen (vor allem wegen der
Motorprobleme) und noch im April erfuhr ich, dass der Käfer nach wie vor lief.
Der Auszug gestaltete sich unkompliziert. Ich war
froh, mich nicht mehr mit meiner Vermieterin über den nicht vorhandenen aber
versprochenen Internetanschluss zu streiten und zog vorübergehend zu Alina in
die Stadt (Inzwischen ohne Auto. Erst jetzt merkte ich, wie komfortabel ich es
mit dem Käfer hatte). Es gab noch eine Schlussveranstaltung an der Uni. Dann
endlich konnte unsere gemeinsame Reise beginnen:
Für sechs Tage flogen wir zu zweit in den
äußersten Nordwesten Mexikos, nach Baja California. Im wohl sichersten
Bundesstaat Mexikos hatten wir uns ein Auto gemietet und wollten 5 Nächte an
der Küste des kalifornischen Golfs und des Pazifiks übernachten. Unabhängig von
Bussen und unabhängig von anderen. Zu zweit fuhren wir nur dort hin wo es uns
gefiel und blieben auch nur dort, wo wir wollten: die schönste Zeit in Mexiko.
Der Mietwagen wurde gleich zu Beginn auf eine
harte Probe gestellt. Auf der teilweise nicht befestigten Küstenstraße hatten
sich nach einem Regenschauer zum Teil knietiefe Pfützen gebildet. Während Alina
schlief (sonst hätte sie wohl protestiert), maß ich mit Stöcken die Tiefen der
Wasserhindernisse aus, nahm all meinen Mut zusammen und brachte uns schließlich
trockenen Fußes an einen einsamen Strand, wo wir die erste Nacht im Zelt direkt
am Meer verbrachten.
Unten rechts hatten wir unser Zelt aufgeschlagen |
Wir fuhren weiter der Küste folgend nach La Paz,
wo wir auf Empfehlung von Carsten eine Bootstour unternahmen. Wir schwammen mit
Seelöwenjungen und tauchten nur wenige Meter entfernt neben bis zu zehn Meter
großen Waalhaien. Ein beeindruckendes und zutiefst Respekt einflößendes
Erlebnis.
Die Robbe hat Alina später in den Po gebissen |
Ein Walhai - 8 Meter groß |
Nachdem ich den wohl schönsten Strand all meiner
Reisen bisher entdeckte, verließen wir die Ostküste und brachen in Richtung
Pazifik auf, wo wir an einem weiteren einsamen Strand unser Zelt aufschlugen.
Hatte unser Mietwagen die Wassermassen noch heil überstanden, so setzte ihm nun
der feine Sand zu. Auf dem Weg zum Strand setzte sich der Wagen fest und ließ
sich erst nach vier Stunden mit der tatkräftigen Hilfe von Angestellten des
nahen Hotels und einem freundlichen Amerikaner (die in Baja California eine
kleine Exklave US-amerikanischen Luxus aufgebaut haben) befreien.
Die
darauffolgende Nacht verbrachten wir ebenfalls am Strand. Zum Glück hatten wir
uns vorher bei einem angrenzenden Reithof informiert, dass es sicher sei. Weder
Hunde noch plötzliche Flut sollten unsere Nachtruhe stören. Unter
beeindruckendem Sternenhimmel, bei Lagerfeuer und Dosentomaten, versuchten wir
uns nicht allzu viele Sorgen wegen den aus allen Löchern kommenden kleinen
Krebsen zu machen. Drei Tage Zelten waren mir aber dann genug und in Cabo San
Lucas suchten wir uns ein Hostel mit eigenem Badezimmer (sehr wichtig nach 3
Tagen ohne!). Wir besuchten Lands End, die Stelle an der Pazifik und
Kalifornischer Golf aufeinander treffen und bereiteten uns auf die Abreise
zurück nach Guadalajara am nächsten Tag vor.
Blick aus unserem Zelt auf den Pazifik |
Das Horn von Kalifornien |
Dort angekommen konnte ich endlich meine
Ersatzkreditkarte von der Post abholen. Zuvor hatte ich diese ja im
Geldautomaten vergessen. Nach kurzer Pause ging es schließlich weiter nach
Mexico-Stadt.
Leider hatte ich den Flug dorthin über ein
Billigflügeportal gebucht und nicht gesehen, dass wir unser Flugzeug nur in der
größeren Umgebung von Mexiko-Stadt landete. Das kostete uns einige Nerven, aber
letztendlich nur zwei Stunden Fahrt mit dem Taxi. Wir hatten ein schönes Zimmer
mitten in der Stadt und zwei Tage Zeit, die Stadt (Alina zum ersten Mal, ich
zum zweiten Mal) zu erkunden. Museen und Kirchen standen tagsüber auf dem
Programm. Darunter das weltweit renommierte Museo de Antropología , welches
eine unglaubliche Vielzahl an Fundstücken der untergegangenen Maja- und
Inka-Kulturen, aber auch vieler anderer Völker enthält.
Als nächstes stand eine Fahrt in den
mexikanischen Dschungel nahe der guatemalesischen Grenze auf der Tagesordnung.
Mein Reiseführer empfahl mir, zuvor noch eine Zwischenstation in Villahermosa
einzulegen. Zehn Minuten im Stadtzentrum überzeugten uns jedoch, direkt mit dem
nächsten Bus weiterzufahren. Mitten im Nationalpark bezogen wir eine kleine
Hütte. Wir waren an einer der berühmtesten Tempelstätten in Mexiko angekommen: Palenque.
Bei gefühlten 40 Grad bestiegen wir Tempel um
Tempel. Viel an Informationen ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Oft ist
nicht einmal bekannt, welche Funktion die erhaltenen Gebäude haben und hinter
den Tempeln, wo der Dschungel nicht gerodet wurde, lassen sich dicht bewachsen
weitere Gebäude ausmachen. Leider ist die Stätte sehr gut besucht und die
vielen Touristen (zu denen wir ja auch zählen) verhindern leider, dass einem
wirklich bewusst wird, zu welchen Leistungen die Urvölker lange vor der Ankunft
der Europäer in Amerika in der Lage waren.
Grabkammer bei Palenque |
Inzwischen war es kurz vor Weihnachten. Ich tat
mich mit Carsten zusammen, um für 3 Tage weiter in den Dschungel vorzudringen,
während Alina in Richtung Cancun abreiste, um eine Freundin zu treffen. Erst an
Heiligabend trafen wir wieder zusammen.
Mit Carsten ging es auf abgelegenere Pfade. Mit kleinen
Bussen begaben wir uns in das guatemalesisch-mexikanischem Grenzgebiet immer
tiefer in den Dschungel, wo wir eine nur per Boot zu erreichende Tempelanlage
besuchten. Da wir kurz nach Sonnenaufgang aufgebrochen waren, wurde uns das Glück
zuteil, alleine vor Ort zu sein. Zum ersten Mal konnten die Tempel ihre Wirkung
im Licht der aufgehenden Sonne entfalten. Es folgte ein Bad in einem
Wasserfall, der von einem alten Maya bewacht wurde und eine Nacht in einem
Mayadorf. Zahlreiche Kakerlaken sorgten zumindest in dieser Nacht für wenig
Schlaf bei mir, den ich auch in der Folgenacht bei der Busfahrt in Richtung
Cancun zu Alina nicht nachholen konnte.
Morgens um 6:00 Uhr unterwegs auf dem Grenzfluss zwischen Mexiko und Guatemala |
Am Tag der Busfahrt nach Cancun begann der Regen,
welcher für 3 Wochen nicht mehr verschwand. Meine zuvor bei H&M erstandene
Regenjacke (mit einer Imprägnierung, die laut Etikett von der RWTH Aachen
entwickelt wurde), hielt nur wenige Sekunden den sich ergießenden Wassermassen
stand. Auf der Suche nach einem Taxi, um Carsten und mich vom regionalen zum
nationalen Busbahnhof zumindest halbwegs trocken zu bringen, wurde ich nass bis
auf die Knochen. Das herbeigerufene Taxi rutschte dann zu allem Übel noch in
einen Straßengraben. Während Einheimische versuchten, bis zur Hüfte im Wasser
stehend, dass Taxi mit Muskelkraft zu befreien, versuchte der Taxifahrer mir
die Schuld an all dem Unheil zu geben. Schließlich hatte ich ihn nicht vor den
in Mexiko (wie ja bekannt) völlig überraschend auftretenden schlechten
Straßenverhältnissen gewarnt.
Weihnachten am Atlantik bei 35 Grad fühlt sich
nicht wirklich wie Weihnachten an. Wir verbrachten die Weihnachtsfeiertage in
Playa del Carmen (dem Mallorca der USA) und ließen uns die Sonne auf die Haut
scheinen. Für ca. 3 Wochen hielten wir uns in der Gegend auf. Silvester
verbrachten wir auf einem Festival am Strand zusammen mit Carsten, Fabi und
weiteren Freunden. Es wurde ein rauschendes Fest.
Einen Tag verbrachten Alina und ich dann
schließlich noch in Cancun (dem Las Vegas von Mexiko). Für die Touristen wurde
dort eigens eine künstliche Landzunge angelegt, auf der sich Hotelburg an
Hotelburg reiht und bei gutem Wetter an den schneeweißen Stränden kaum ein
freier Platz zu finden ist. Abends locken Großraumdiskos mit Alkoholflatrates.
Silvesternacht in Tulum |
Nun sollte Melli, eine Freundin aus Karlsruhe, die
derzeit in New York studiert, zu uns stoßen und Alina, Fabi und mich für eine
Woche begleiten. Leider veranlassten ein paar Schneeflocken die Flugsicherung
in den USA zur Sperrung mehrerer Flughäfen. Erst mit zwei Tagen Verspätung
erreicht Melli uns und sah zu gleich zum ersten und letzten Mal die
mexikanischen Sonne (die erwähnten 3 Wochen Regen).
Doch wir ließen uns nicht abhalten und versuchten
den Zeitplan (in deutscher Manier) aufzuholen. Leider meldete sich zu dieser
Zeit mein Magen wieder zu Wort. Die schlimmsten Tage in Mexiko nach der
inzwischen bereits ein wenig in Vergessenheit geratenen Blinddarmoperation.
Nichtsdestotrotz besichtigten wir die in der
Gegend zu Hauf vorkommenden Cenotes. Das sind meist unterirdisch entstandene
Seen, die über ein bis heute unerforschtes Tunnelsystem alle miteinander verbunden
sind. In nur von wenigen Lampen erleuchteten Becken kann man durch dunkle
Gewässer schwimmen und tauchen während über einem die Stalaktiten von der Decke
tropfen.
Tempel durften natürlich nicht fehlen |
Die letzten Tage verbrachten wir zu viert auf der
Insel Holbox. Nur das Wetter ließ uns leider im Stich. Die Strände waren vom
Unwetter verwüstet und die Straßen überflutet. Wir verbrachten viel Zeit mit
Kartenspielen und dem nach wie vor dankenswerten, sehr billigem mexikanischen
Bier (ich musste jedoch wegen meines Magens verzichten).
Dann trennten wir uns wieder, Fabi flog nach
Kuba, Melli zurück in die USA und für Alina und mich begannen die letzten
gemeinsamen Tage in Mexiko. Dafür hatten wir extra noch einen Ausflug nach
Belize gebucht. Das Hotel war bereits bezahlt und wir setzten uns frohen Mutes
in den Nachtbus von Cancun nach Belize-Stadt.
Leider hatten wir den Grenzbeamten nicht auf
unserer Rechnung. Partout wollte dieser uns nicht in Belize einreisen lassen
oder unsere Hotelreservierung anerkennen. Erst auf Flehen, Betteln und Tränen
bei Alina stempelte er uns exakt die gebuchten drei Nächte in unseren Pass. Der
Grenzbeamte wollte wohl Geld, hat aber lediglich dafür gesorgt unsere Stimmung einen
Tiefpunkt erreichte. Aber immerhin durften wir einreisen. Nach einer
zweistündigen Fährfahrt nach San Pedro und weiteren 30 Minuten in einem kleinen
Motorboot erreichten wir das Paradies. Fernab jeglicher Zivilisation (d.h. 30
Minuten mit dem Boot), bezogen wir unser nur spärlich ausgebuchtes Hotel mit
Blick auf das türkis-grüne Meer. Endlich zeigte sich auch wieder die Sonne und
wir genossen das Nichts-Tun.
Traumstrand in Belize |
Mit stürmischem Wetter |
Einzig der angespülte Müll trübte ein wenig den
Aufenthalt. Überall dort, wo Hotelangestellte nicht zweimal täglich den Strand
reinigten fanden sich Unmenge an Plastikmüll…
Auf dem Heimweg mussten wir uns früher als
geplant machen, da wir auf Grund des kurzen Visums vor 24 Uhr die Grenze
passieren mussten. In einem ausrangierten US-Schulbus ging es wieder Richtung
Norden, wo wir diesmal problemlos die Grenze übertraten. Wir übernachteten
direkt hinter Grenze und brachen direkt am nächsten Morgen nach Playa del
Carmen auf. Unser letzter gemeinsamer Abend begann und endete wie so viele
davor am Strand.
Am nächsten Morgen brachte ich Alina zum
Flughafen. Sehr gerne wäre ich schon zu diesem Zeitpunkt mit ihr
zurückgeflogen. Doch ich musste mich noch eine Woche gedulden.
Nach einem traurigen Abschied angesichts der
ungewissen Zukunft begab ich mich zur Insel Mujeres, wo ich auf Carsten traf.
Vier Tage quartierten wir uns in ein Hippie-Hostel ein. Jeden Morgen um 9 wurde
am Strand Yoga praktiziert, jeden Abend gab es Live-Music. Ich las seit langer
Zeit mal wieder ein Buch und mietete mir einen Motorroller, um die kleine Insel
zu erkunden. Aber auch ich musste schließlich von der Atlantikküste Abschied
nehmen und zurück nach Guadalajara, wo noch mein Koffer war. Gemeinsam mit
Carsten reiste ich noch einmal quer durch das Land, zum Glück bequem mit
Flugzeug. Carsten durfte dann auch noch einmal
mexikanische Krankenhausluft schnuppern. Ein grippaler Infekt fesselte
ihn die letzten Tage ans Bett, während ich in der Sonne lag und las.
Zwei Tage später ging es dann los nach Hause. Wir
flogen zuerst nach Mexiko-Stadt, wo wir nach acht Stunden Wartezeit dann
schließlich den Lufthansaflug zurück nach Deutschland antraten.
Sechs eindrucksvolle Monate waren nun wirklich
um.
Diese letzten Zeilen schreibe ich, während ich
gerade in einem Flugzeug in Richtung Schweden sitze. Und auch der Käfer läuft
noch.