Mittwoch, 10. September 2014

Mexiko - von der Mitte bis zum Ende



Ich bin am Ende meines Mexikoaufenthalts angekommen. Ich habe keine weiteren Organe verloren. Der Käfer ist verkauft und meine Reisetasche zerfällt angesichts der Strapazen der vielen Busfahrten und Flüge quer durch das Land nach und nach in ihre Einzelteile. Es ist also an der Zeit, die Dinge Revue passieren zu lassen. 
Dabei ist in den letzten drei Monaten so viel passiert, dass es mir zu Beginn dieses Eintrags nahezu unmöglich erscheint, alles niederzuschreiben. Ich hoffe ich halte bis zum Ende durch und ihr ebenfalls.
Nachdem wir von unserer USA-Reise zurückgekehrt waren, ging es am folgenden Wochenende zum ersten Mal nach Mexiko-Stadt. Mein Käfer erledigte seine Aufgabe gut und brachte zwei Freunde und mich sicher in die 20-Millionen Metropole. Allein das Überfahren oder vielmehr Überfliegen einer der in ganz Mexiko viel zu oft vorkommenden und leider manchmal nur schwer zu erkennenden "speed-bumps" (Geschwindigkeitshügel ??) mit 80 km/h stellte den Käfer auf eine harte erste Probe. Aber der Volkswagen zeigte vorerst keine erkennbaren Ermüdungserscheinungen. 
Tags darauf ließ uns unsere Freundin Anja, die in Mexiko-Stadt für 6 Monate studierte, zumindest ein wenig die Ausmaße der Stadt erahnen und zeigte uns die wichtigsten Orte: Die im sumpfigen Erdboden der Hauptstadt versinkende Kathedrale, das ebenfalls langsam abtauchende und aus viel Marmor bestehende Kunstmuseum, das Haus von Frida Kahlo und die Universität, deren Campus so groß ist, dass Busse zwischen den Hörsälen verkehren. 
Es folgte der eigentliche Grund unserer Reise: ein zweitägiges Musikfestival. Die Erinnerungen sind dünn aber die Fotos sprechen für sich:


Auf der Rückfahrt gab es leider gleich zwei Rückschläge: Zuerst wurden wir von der Polizei angehalten. Unter der Androhung, uns mit auf das Revier zu nehmen, zahlten wir ein viel zu hohes Bestechungsgeld von 80 €, damit wir unsere Fahrt schnellstmöglich fortsetzen konnten. Durch den ungeplanten Aufenthalt waren wir leider ein wenig in Zeitnot geraten, da am Nachmittag noch eine Vorlesung in der Uni anstand. Um die verlorengegangene Zeit wieder gut zu machen, heizten wir dem Käfer ordentlich ein. Wie sich dann leider am nächsten Tag herausstellte, verdampfte dabei nahezu das gesamte Motoröl. Das fand der Käfer gar nicht lustig und äußerte seinen Unmut darüber fortan durch ein klapperndes Motorengeräusch. Jederzeit konnte es nun zu einem Kolbenfresser kommen (ich habe dann erfahren, dass man auf Autobahnen einfach mit offener Motorklappe fährt, um so den Käfermotor besser zu kühlen…).
Es vergingen seit Langem zwei ruhige Wochen ohne Reisen und somit auch mal wieder ein Wochenende in Guadalajara. An meiner Uni stand die zweite Prüfungsphase an. Die erste hatte ich ja im Krankenhaus verbringen müssen. Die Prüfung in meinem einzigen Fach lief ein wenig anders als aus Deutschland gewohnt ab. Studenten stellten ständig Fragen (und was für welche: Wie viele Nullen hat eine Million? Wie rechne ich mit Prozent?) und der Professor schrieb aus Gnade, Mitleid oder wohl auch leider aus Gewohnheit die zwei eigentlich zu wissenden und sehr einfachen Formeln an die Tafel. In der gleichen Woche wurde ein Bericht veröffentlicht, demnach unsere Universität die Beste Südamerikas sein sollte.
Während des letzten Oktoberwochenendes ging es nach Guanajuato, ein sogenanntes „Pueblo Magico“, magisches Dorf. Guanajuato ist ein altes Bergwerksdorf mit vielen kleinen und bunt angemalten Häusern, die über mehrere Hügel verstreut stehen. In Erinnerung ist vor allem das Straßentunnelsystem geblieben, welches sich netzförmig unter der Stadt befindet. Einmal hineingefahren, kommt man meist nicht am ersehnten Ort hinaus. Nach einigen Irrfahrten konnten wir dann aber unser Hostel finden. Zur der Zeit fand ein Kulturfestival statt, die Straßen waren überfüllt mit Menschen und die Stimmung sehr heiter.  
Gunajuato
Am ersten Novemberwochenende ging es auf Grund der jüngsten Erfahrungen mit meinem Käfer per Mietwagen auf Reisen: nach Morelia. In Mexiko wird zu dieser Zeit der Tag der Toten gefeiert. In Morelia und Umgebung sollten die pompösesten Zelebrationen stattfinden. Zum ersten Mal machte uns dabei die aktuelle Sicherheitslage Sorgen. Im Bundesstaat Michoacan, in dem die Stadt Morelia liegt, hatten schon seit längerem die Bürger selbst zu den Waffen gegriffen, um sich angesichts der korrupten Polizei gegen die immer stärker werdenden  Drogenkartelle zu verteidigen. Wenige Tage vor unserer Anreise eskalierte dann die Lage. Die Armee rückte in den Bundesstaat ein und versuchte der Selbstjustiz Herr zu werden. Bürgerkriegsähnliche Zustände brachen aus. Es standen sich nun drei Parteien, die Bürger, die Drogenkartelle und die Polizei mit Unterstützung der Armee gegenüber.
Unsere Reise stand damals aber zum Glück unter einem guten Stern und wir haben von der Gewalt nichts mitbekommen (wir hatten uns natürlich vorher bei Einheimischen erkundigt und man versicherte uns, dass während des Festwochenendes nichts passieren würde). Vielmehr blieben die Zeremonien rund um den Feiertag in Erinnerung. Die Mexikaner glauben, dass die Seelen der Toten am 1. November für eine Nacht zur Erde zurückkehren. Ganze (mexikanische!) Familien versammeln sich auf Friedhöfen um die Gräber ihrer Verwandten. Es wird das Leben gefeiert, das Grab herausgeputzt, mit orangenen Blüten, Früchten und Blumen geschmückt. Die ganze Nacht hindurch halten die Familien Wache und wir mitten drin. Noch am Freitagabend haben wir mehrere Friedhöfe besucht und sind nachts um 1 Uhr mit einem Boot auf eine nahegelegene Friedhofsinsel gefahren, auf der an diesen Tagen Hochbetrieb herrschte.
Am folgenden Wochenende gab es dann das Kontrastprogramm: Sonne, Strand und Meer in einem ehemals kleinen Fischerdorf an der Pazifikküste. Inklusive: Katamaranfahrt zu einem der „100 places you must see before you die“, Suche nach einem einsamen Strand und Begegnung mit einem Südafrikaner, der, wie wir zum Glück unversehrt feststellten, sein Haus mit auf die Löwenjagd in Afrika abgerichteten Hunden beschützt und einer Einladung auf ein von Kanadiern gemietetes Haus, welche die Hochzeit einer ihrer Freunde feierten. Alles in allem sehr entspannt, hätte man in unserem zuvor reservierten Hostel nicht für die erste Nacht einfach unser Zimmer anderweitig vermietet. Aber sonst wäre Mexiko ja auch nicht Mexiko.
Sayulita
Die letzte Reise im November wurde von einen der vielen „Studentenorganisationen“ geleitet, die in regelmäßigen Abständen zu Parties und Reisen durch das ganze Land einluden. Leider war dies ein großer Fehler. Alina, meine Freundin aus Schwedin, bekam schon während der Hinfahrt große Bauchschmerzen, die das ganze Wochenende anhielten. Und auch sonst war die Reise eine große Organisationskatastrophe. Busse kamen zu spät, Busfahrer wussten nicht wo sie hinfahren sollten, da sich die Busse verfuhren, musste auf dies und jenes in Ermangelung von Zeit verzichtet werden. Als wir in großen Gruppen einen Flusslauf hinabstiegen inklusive mehrerer Sprünge von Wasserfällen, ließ man uns viel zu lange in kaltem Wasser warten, andere wurden von der reißenden Strömung mitgerissen und nur dank beherzten Eingreifens Mitreisender und einer Portion Glück wieder an die Wasseroberfläche gebracht. Zur Krönung dauerte die Rückfahrt fast 19 Stunden.
Frau beim Taco-Kneten


Kleines Mädchen am Straßenrand
Mündung von 3 Wasserfällen
Nach diesem Wochenende hatten wir deutlich genug von solchen Reisen und Alina und ich begonnen eine sechswöchige Voyage durch ganz Mexiko zu planen. Doch bevor es losgingen sollte, galt es sich von der Uni zu verabschieden, den Käfer zu verkaufen und auszuziehen.
Den Verkauf des Autos hatte ich mir allerdings leichter vorgestellt. Aber weder an den Fenstern angebrachte Hinweise noch der Besuch eines riesigen Automarkts (auf dem uns sehr nette Mexikaner zeigten, wie man das Auto auf Hochglanz polierte und den Reifen mit Öl zu einer glänzenden Schwärze verhalf) konnten einen konkreten Käufer hervorbringen. Viele interessierten sich für ihn (den er sah ja auch wirklich toll aus und die Motorprobleme verschwieg ich zunächst), aber keiner wollte ihn kaufen. Dann stellte sich auch noch heraus, dass die Nummernschilder nicht mehr angemeldet waren. Obwohl ich beim Kauf extra einen Mexikaner dabei hatte, stimmten die Papiere nicht. Zu meiner Überraschung ließ sich dies jedoch gegen eine Gebühr von 120 € innerhalb eines Tages erledigen. So fand sich denn auch ein Käufer. Ein junger Mann, der, um ein besseres Haus zu kaufen, ein billiges Auto brauchte. Ich kam ihm mit dem Preis sehr entgegen (vor allem wegen der Motorprobleme) und noch im April erfuhr ich, dass der Käfer nach wie vor lief.
Der Auszug gestaltete sich unkompliziert. Ich war froh, mich nicht mehr mit meiner Vermieterin über den nicht vorhandenen aber versprochenen Internetanschluss zu streiten und zog vorübergehend zu Alina in die Stadt (Inzwischen ohne Auto. Erst jetzt merkte ich, wie komfortabel ich es mit dem Käfer hatte). Es gab noch eine Schlussveranstaltung an der Uni. Dann endlich konnte unsere gemeinsame Reise beginnen:
Für sechs Tage flogen wir zu zweit in den äußersten Nordwesten Mexikos, nach Baja California. Im wohl sichersten Bundesstaat Mexikos hatten wir uns ein Auto gemietet und wollten 5 Nächte an der Küste des kalifornischen Golfs und des Pazifiks übernachten. Unabhängig von Bussen und unabhängig von anderen. Zu zweit fuhren wir nur dort hin wo es uns gefiel und blieben auch nur dort, wo wir wollten: die schönste Zeit in Mexiko.  
Der Mietwagen wurde gleich zu Beginn auf eine harte Probe gestellt. Auf der teilweise nicht befestigten Küstenstraße hatten sich nach einem Regenschauer zum Teil knietiefe Pfützen gebildet. Während Alina schlief (sonst hätte sie wohl protestiert), maß ich mit Stöcken die Tiefen der Wasserhindernisse aus, nahm all meinen Mut zusammen und brachte uns schließlich trockenen Fußes an einen einsamen Strand, wo wir die erste Nacht im Zelt direkt am Meer verbrachten.

Unten rechts hatten wir unser Zelt aufgeschlagen
Wir fuhren weiter der Küste folgend nach La Paz, wo wir auf Empfehlung von Carsten eine Bootstour unternahmen. Wir schwammen mit Seelöwenjungen und tauchten nur wenige Meter entfernt neben bis zu zehn Meter großen Waalhaien. Ein beeindruckendes und zutiefst Respekt einflößendes Erlebnis.
Die Robbe hat Alina später in den Po gebissen


Ein Walhai - 8 Meter groß
Nachdem ich den wohl schönsten Strand all meiner Reisen bisher entdeckte, verließen wir die Ostküste und brachen in Richtung Pazifik auf, wo wir an einem weiteren einsamen Strand unser Zelt aufschlugen. Hatte unser Mietwagen die Wassermassen noch heil überstanden, so setzte ihm nun der feine Sand zu. Auf dem Weg zum Strand setzte sich der Wagen fest und ließ sich erst nach vier Stunden mit der tatkräftigen Hilfe von Angestellten des nahen Hotels und einem freundlichen Amerikaner (die in Baja California eine kleine Exklave US-amerikanischen Luxus aufgebaut haben) befreien.
Blick aus unserem Zelt auf den Pazifik
Die darauffolgende Nacht verbrachten wir ebenfalls am Strand. Zum Glück hatten wir uns vorher bei einem angrenzenden Reithof informiert, dass es sicher sei. Weder Hunde noch plötzliche Flut sollten unsere Nachtruhe stören. Unter beeindruckendem Sternenhimmel, bei Lagerfeuer und Dosentomaten, versuchten wir uns nicht allzu viele Sorgen wegen den aus allen Löchern kommenden kleinen Krebsen zu machen. Drei Tage Zelten waren mir aber dann genug und in Cabo San Lucas suchten wir uns ein Hostel mit eigenem Badezimmer (sehr wichtig nach 3 Tagen ohne!). Wir besuchten Lands End, die Stelle an der Pazifik und Kalifornischer Golf aufeinander treffen und bereiteten uns auf die Abreise zurück nach Guadalajara am nächsten Tag vor.
Das Horn von Kalifornien
Dort angekommen konnte ich endlich meine Ersatzkreditkarte von der Post abholen. Zuvor hatte ich diese ja im Geldautomaten vergessen. Nach kurzer Pause ging es schließlich weiter nach Mexico-Stadt.
Leider hatte ich den Flug dorthin über ein Billigflügeportal gebucht und nicht gesehen, dass wir unser Flugzeug nur in der größeren Umgebung von Mexiko-Stadt landete. Das kostete uns einige Nerven, aber letztendlich nur zwei Stunden Fahrt mit dem Taxi. Wir hatten ein schönes Zimmer mitten in der Stadt und zwei Tage Zeit, die Stadt (Alina zum ersten Mal, ich zum zweiten Mal) zu erkunden. Museen und Kirchen standen tagsüber auf dem Programm. Darunter das weltweit renommierte Museo de Antropología , welches eine unglaubliche Vielzahl an Fundstücken der untergegangenen Maja- und Inka-Kulturen, aber auch vieler anderer Völker enthält.
Als nächstes stand eine Fahrt in den mexikanischen Dschungel nahe der guatemalesischen Grenze auf der Tagesordnung. Mein Reiseführer empfahl mir, zuvor noch eine Zwischenstation in Villahermosa einzulegen. Zehn Minuten im Stadtzentrum überzeugten uns jedoch, direkt mit dem nächsten Bus weiterzufahren. Mitten im Nationalpark bezogen wir eine kleine Hütte. Wir waren an einer der berühmtesten Tempelstätten in Mexiko angekommen: Palenque.
Bei gefühlten 40 Grad bestiegen wir Tempel um Tempel. Viel an Informationen ließ sich nicht in Erfahrung bringen. Oft ist nicht einmal bekannt, welche Funktion die erhaltenen Gebäude haben und hinter den Tempeln, wo der Dschungel nicht gerodet wurde, lassen sich dicht bewachsen weitere Gebäude ausmachen. Leider ist die Stätte sehr gut besucht und die vielen Touristen (zu denen wir ja auch zählen) verhindern leider, dass einem wirklich bewusst wird, zu welchen Leistungen die Urvölker lange vor der Ankunft der Europäer in Amerika in der Lage waren.
Grabkammer bei Palenque
Inzwischen war es kurz vor Weihnachten. Ich tat mich mit Carsten zusammen, um für 3 Tage weiter in den Dschungel vorzudringen, während Alina in Richtung Cancun abreiste, um eine Freundin zu treffen. Erst an Heiligabend trafen wir wieder zusammen.
Mit Carsten ging es auf abgelegenere Pfade. Mit kleinen Bussen begaben wir uns in das guatemalesisch-mexikanischem Grenzgebiet immer tiefer in den Dschungel, wo wir eine nur per Boot zu erreichende Tempelanlage besuchten. Da wir kurz nach Sonnenaufgang aufgebrochen waren, wurde uns das Glück zuteil, alleine vor Ort zu sein. Zum ersten Mal konnten die Tempel ihre Wirkung im Licht der aufgehenden Sonne entfalten. Es folgte ein Bad in einem Wasserfall, der von einem alten Maya bewacht wurde und eine Nacht in einem Mayadorf. Zahlreiche Kakerlaken sorgten zumindest in dieser Nacht für wenig Schlaf bei mir, den ich auch in der Folgenacht bei der Busfahrt in Richtung Cancun zu Alina nicht nachholen konnte.
Morgens um 6:00 Uhr unterwegs auf dem Grenzfluss zwischen Mexiko und Guatemala

Am Tag der Busfahrt nach Cancun begann der Regen, welcher für 3 Wochen nicht mehr verschwand. Meine zuvor bei H&M erstandene Regenjacke (mit einer Imprägnierung, die laut Etikett von der RWTH Aachen entwickelt wurde), hielt nur wenige Sekunden den sich ergießenden Wassermassen stand. Auf der Suche nach einem Taxi, um Carsten und mich vom regionalen zum nationalen Busbahnhof zumindest halbwegs trocken zu bringen, wurde ich nass bis auf die Knochen. Das herbeigerufene Taxi rutschte dann zu allem Übel noch in einen Straßengraben. Während Einheimische versuchten, bis zur Hüfte im Wasser stehend, dass Taxi mit Muskelkraft zu befreien, versuchte der Taxifahrer mir die Schuld an all dem Unheil zu geben. Schließlich hatte ich ihn nicht vor den in Mexiko (wie ja bekannt) völlig überraschend auftretenden schlechten Straßenverhältnissen gewarnt. 
Weihnachten am Atlantik bei 35 Grad fühlt sich nicht wirklich wie Weihnachten an. Wir verbrachten die Weihnachtsfeiertage in Playa del Carmen (dem Mallorca der USA) und ließen uns die Sonne auf die Haut scheinen. Für ca. 3 Wochen hielten wir uns in der Gegend auf. Silvester verbrachten wir auf einem Festival am Strand zusammen mit Carsten, Fabi und weiteren Freunden. Es wurde ein rauschendes Fest.
Einen Tag verbrachten Alina und ich dann schließlich noch in Cancun (dem Las Vegas von Mexiko). Für die Touristen wurde dort eigens eine künstliche Landzunge angelegt, auf der sich Hotelburg an Hotelburg reiht und bei gutem Wetter an den schneeweißen Stränden kaum ein freier Platz zu finden ist. Abends locken Großraumdiskos mit Alkoholflatrates.
Silvesternacht in Tulum
Nun sollte Melli, eine Freundin aus Karlsruhe, die derzeit in New York studiert, zu uns stoßen und Alina, Fabi und mich für eine Woche begleiten. Leider veranlassten ein paar Schneeflocken die Flugsicherung in den USA zur Sperrung mehrerer Flughäfen. Erst mit zwei Tagen Verspätung erreicht Melli uns und sah zu gleich zum ersten und letzten Mal die mexikanischen Sonne (die erwähnten 3 Wochen Regen).
Doch wir ließen uns nicht abhalten und versuchten den Zeitplan (in deutscher Manier) aufzuholen. Leider meldete sich zu dieser Zeit mein Magen wieder zu Wort. Die schlimmsten Tage in Mexiko nach der inzwischen bereits ein wenig in Vergessenheit geratenen Blinddarmoperation.
Nichtsdestotrotz besichtigten wir die in der Gegend zu Hauf vorkommenden Cenotes. Das sind meist unterirdisch entstandene Seen, die über ein bis heute unerforschtes Tunnelsystem alle miteinander verbunden sind. In nur von wenigen Lampen erleuchteten Becken kann man durch dunkle Gewässer schwimmen und tauchen während über einem die Stalaktiten von der Decke tropfen.
Tempel durften natürlich nicht fehlen
Die letzten Tage verbrachten wir zu viert auf der Insel Holbox. Nur das Wetter ließ uns leider im Stich. Die Strände waren vom Unwetter verwüstet und die Straßen überflutet. Wir verbrachten viel Zeit mit Kartenspielen und dem nach wie vor dankenswerten, sehr billigem mexikanischen Bier (ich musste jedoch wegen meines Magens verzichten).
Dann trennten wir uns wieder, Fabi flog nach Kuba, Melli zurück in die USA und für Alina und mich begannen die letzten gemeinsamen Tage in Mexiko. Dafür hatten wir extra noch einen Ausflug nach Belize gebucht. Das Hotel war bereits bezahlt und wir setzten uns frohen Mutes in den Nachtbus von Cancun nach Belize-Stadt.
Leider hatten wir den Grenzbeamten nicht auf unserer Rechnung. Partout wollte dieser uns nicht in Belize einreisen lassen oder unsere Hotelreservierung anerkennen. Erst auf Flehen, Betteln und Tränen bei Alina stempelte er uns exakt die gebuchten drei Nächte in unseren Pass. Der Grenzbeamte wollte wohl Geld, hat aber lediglich dafür gesorgt unsere Stimmung einen Tiefpunkt erreichte. Aber immerhin durften wir einreisen. Nach einer zweistündigen Fährfahrt nach San Pedro und weiteren 30 Minuten in einem kleinen Motorboot erreichten wir das Paradies. Fernab jeglicher Zivilisation (d.h. 30 Minuten mit dem Boot), bezogen wir unser nur spärlich ausgebuchtes Hotel mit Blick auf das türkis-grüne Meer. Endlich zeigte sich auch wieder die Sonne und wir genossen das Nichts-Tun.

Traumstrand in Belize

Mit stürmischem Wetter
Einzig der angespülte Müll trübte ein wenig den Aufenthalt. Überall dort, wo Hotelangestellte nicht zweimal täglich den Strand reinigten fanden sich Unmenge an Plastikmüll…

Auf dem Heimweg mussten wir uns früher als geplant machen, da wir auf Grund des kurzen Visums vor 24 Uhr die Grenze passieren mussten. In einem ausrangierten US-Schulbus ging es wieder Richtung Norden, wo wir diesmal problemlos die Grenze übertraten. Wir übernachteten direkt hinter Grenze und brachen direkt am nächsten Morgen nach Playa del Carmen auf. Unser letzter gemeinsamer Abend begann und endete wie so viele davor am Strand.
Am nächsten Morgen brachte ich Alina zum Flughafen. Sehr gerne wäre ich schon zu diesem Zeitpunkt mit ihr zurückgeflogen. Doch ich musste mich noch eine Woche gedulden.
Nach einem traurigen Abschied angesichts der ungewissen Zukunft begab ich mich zur Insel Mujeres, wo ich auf Carsten traf. Vier Tage quartierten wir uns in ein Hippie-Hostel ein. Jeden Morgen um 9 wurde am Strand Yoga praktiziert, jeden Abend gab es Live-Music. Ich las seit langer Zeit mal wieder ein Buch und mietete mir einen Motorroller, um die kleine Insel zu erkunden. Aber auch ich musste schließlich von der Atlantikküste Abschied nehmen und zurück nach Guadalajara, wo noch mein Koffer war. Gemeinsam mit Carsten reiste ich noch einmal quer durch das Land, zum Glück bequem mit Flugzeug. Carsten durfte dann auch noch einmal  mexikanische Krankenhausluft schnuppern. Ein grippaler Infekt fesselte ihn die letzten Tage ans Bett, während ich in der Sonne lag und las.
Zwei Tage später ging es dann los nach Hause. Wir flogen zuerst nach Mexiko-Stadt, wo wir nach acht Stunden Wartezeit dann schließlich den Lufthansaflug zurück nach Deutschland antraten.
Sechs eindrucksvolle Monate waren nun wirklich um.
Diese letzten Zeilen schreibe ich, während ich gerade in einem Flugzeug in Richtung Schweden sitze. Und auch der Käfer läuft noch. 

Mittwoch, 27. November 2013

Westcoast USA

Rundreise durch Kalifornien (24.09. - 06.10)

Ceasar's Palace in Las Vegas

Mein letzter Eintrag ist inzwischen über zwei Monate her. Inzwischen ist viel passiert: Mein Blinddarm wurde erfolgreich entfernt, ich habe die Westküste der USA bereist, ein Musikfestival in der mexikanischen Hauptstadt besucht, den Tag der Toten gefeiert, wir sind Wasserfälle hinuntergesprungen und ab und zu war ich natürlich auch in der Uni. Aber der Reihe nach:

Wenige Tage, nachdem man mich aus dem Krankenhaus entlassen hatte und ich wieder einigermaßen erholt war, ging es mit drei Freunden im Flugzeug in die mexikanische Grenzstadt Tijuana. Von dort startete unsere 12-tägige Rundreise durch Kalifornien und Nevada. 

Leider wurde unser anfänglicher Elan gleich an der Grenze gebremst. Zwei Stunden lang wurde unser Mietauto durchsucht und unsere Visa überprüft. Auf höfliches Nachfragen zu Beginn der Untersuchung nach der voraussichtlichen Dauer der Zollkontrolle folgte zweimal ein geschriehenes „GET BACK IN YOUR CAR“ – unsere Vorfreude wuchs. 

Da nichts zu beanstanden war, konnten wir die Fahrt gen erstes Ziel, Los Angeles, fortsetzen. Nachdem wir den ersten Shoppinghunger noch auf dem Weg gestillt hatten, kamen wir gegen spät abends in Venice Beach in unserem Hostel an. Die parallel stattfinde Schießerei in der Nachbarschaft bekamen wir zum Glück nur durch die Anwesenheit von Straßensperren und Polizeihelikoptern mit. Nach ein paar Bier konnten wir also beruhigt einschlafen. 

vor dem Hollywood-Zeichen (ganz klein, ganz weit hinten)

 Es folgte der wohl typische Touritrip durch die Millionenmetropole: Eine Besichtigung der Sony Film Studios, das Ablaufen des Walk of Fame, ein Foto vor dem Hollywood-Zeichen und das Vorbeischleichen an der Playboy-Villa sowie zwei Sonnenuntergänge einmal am Santa-Monica Beach und am letzten Abend in Malibu. Viel Geld liegt (und vor allem fährt) auf den Straßen. Nach dem morgendlichen Surfen wird der Neopren-Anzug gegen Nadelstreifen eingetauscht. Aber die Armut ist ebenfalls nicht zu übersehen. Zelte von Obdachlosen am Strand und viele obskure Gestalten bei Nacht prägen das Bild. Nach zwei Tagen hatten wir genug und lenkten unser Auto in Richtung San Fransisco. 

hier fahren wir gerade mit unserem schicken Mietwagen aus der Playboy-Villa raus

 San Fransisco. Die wahrscheinlich umweltfreundlichste Stadt der USA. Überall Elektroautos, Biosupermäkte und joggende Menschen. Aber auch die Golden Gate Bridge, Cable Cars und zahlreiche Hügel. Die Stadt hat uns allen am besten gefallen. Trotz einem 20-Bett-Zimmer haben wir uns hier am wohlsten gefühlt. Nachtleben, Erkundungstouren durch die Stadt und Fahrten über die Golden Gate Bridge waren sehr entspannt. Nur ungern packten wir nach 2 Nächten die Koffer um uns auf den langen Weg nach Las Vegas aufzumachen. 



Viva Las Vegas. Gute acht Stunden Autofahrt entfernt von der grünen Metropole liegt das El Dorado des Glückspiels. Zwei Nächte haben wir uns in einem 5-Sterne Hotel direkt am South-Trip einquartiert. Im Casino begannen wir die Abende und versuchten ohne große Verluste am Roulette-Tisch Freigetränke zu erhaschen. Weiter ging es in die Nachtclubs der großen Hotels. Natürlich meist mit Poolanlage und großem Pam-Pam. Und natürlich haben wir uns danach zweimal mit der Stretch-Limousine in die berüchtigten Strip-Clubs fahren lassen. Alles in allem sehr aufregend. Und vor allem einfach nur groß. Riesige Hotelanlagen, ein nachgebautes Venedig im zweiten Stock, ein Eifelturm, eine Pyramide, riesige Springbrunnen und Feuerspiele, viele Hochzeiten und Ausgelassenheit auf der Straße. 


 Wir brauchten einen Moment für uns und den bekamen wir am Grand Canyon. Einen Nachmittag lang balancierten wir am Abgrund entlang und ließen die Weiten des Landes auf uns wirken. In dem von Indianern geführten Nationalpark am Grand Canyon (der einzige Zugang der damals auf Grund des „government shutdown“ offen war) genossen wir abermals einen atemberaubenden Sonnenuntergang, bevor wir uns in zurück in unser Mietauto setzten und die Segel bzw. das Gaspedal gen San Diego setzten. 


 In San Diego angekommen, musste ich feststellen, dass Erdnussbutter wohl künftig nicht mehr auf meiner Speisekarte auftauchen wird. Mit geschwollenem Gesicht nahm ich inzwischen bereits gen Ende unseres Trips die Fassaden von San Diego nur noch leicht verschwommen wahr. Während wir tagsüber durch Little Italy, den Hafen und das Gaslamp Quarter streiften, waren wir abends wieder auf der Suche nach dem besten Ort für ein gemütliches Bier am Meer und dem besten Blick auf die untergehende Sonne. Das Nachtleben musste auf Grund der Erdnussbutter leider pausieren.
Aus der Luft ist kaum zu erkennen, dass es sich bei San Diego und Tijuana um zwei verschiedene Städte handelt. Ungefähr eine halbe Stunde dauert die Fahrt. Zumindest aus Richtung USA kommend. Denn diesmal wurden wir am Grenzübergang weder angehalten noch hat man sich sonst großartig für uns interessiert. Und so waren wir fast schneller wieder in Mexiko als uns lieb war. Sofort verschwand der Duft einer „modernen Stadt“ und wurde ersetzt durch die in Mexiko allgegenwärtige Gerüche von Tacos und Abgasen. Ein wenig wehmütig bezogen wir unser Hotel für die letzte Nacht unseres Trips, freuten uns aber zugleich auf Guadalajara. Denn Tijuana ist wirklich nicht schön anzusehen und nur noch ein reines Weggehviertel für Amis auf der Suche nach billigem Alkohol und schnellem Spaß. 

Die USA-Reise war beeindruckend. In Erinnerung bleiben die unendliche Größe des Landes und der Essensportionen, die Unterschiedlichkeit von Städten wie Los Angeles und San Fransisco, die Zügellosigkeit in jeglicher Hinsicht in Las Vegas, der Anblick des Grand Canyons und das in jedem Fast-Food-Restaurant Spanisch gesprochen wird (bis hoch nach San Fransisco).